Monthly Archives: Dezember 2014

Kindermusik nicht nur für Kinder (2): Rotz ’n‘ Roll Radio

Meine Frau hatte vor ein paar Wochen die Idee, Blicke in unseren CD-Schrank zu veröffentlichen und mit den „Die Lieder 7“ angefangen. Ich möchte das heute mit einer CD von Kai Lüftner fortsetzen, dem Rotz ’n‘ Roll Radio:61KUP0IVT9L

@kailueftner ist studierter Sozialpädagoge und hat eine beeindruckende Biographie als Streetworker, Kabarettist und Alleinunterhalter, Sozialarbeiter, Pizza-Fahrer, Türsteher vorzuweisen.

Mit „Rotz ’n‘ Roll Radio“ veröffentlichte der Berliner zu Beginn des Jahres sein erstes Kinder-Musikalbum. In seiner Diskographie finden sich bis dato auch einige Hörspiele. Ich stolperte zusammen mit dem großen Nachwuchs beim morgendlichen Hören des großartigen „KiRaKa“ über den Song „NEE!“, der einen alten Bekannten aus meiner Jugend, Bürger Lars Dietrich mit an den Frühstückstisch brachte:

Zum Glück zeigt unser DAB Radio Interpret und Titel an und eine kurze Suche brachte obiges Video zu Tage. Prächtig haben wir uns amüsiert.

Ich musste damals etwas suchen, mittlerweile bekommt man die gesamte CD auch bei amazon.de.

Wie der Titel schon andeutet ist das Album im Stil einer Radio Show aufgezogen. Wir haben festgestellt, dass das nicht jedem Kind gefällt, aber für unseren Großen ist das genau das richtige. Er mag die Jingles und Ansagen und auch die thematische Vielfalt des ganzen.

Highlights des ganzen sind erwähntes „NEE!“ über die Unlust, nichts zu machen, aber auch nicht zu wissen, was man eigentlich will (das sollten sicherlich auch viele Erwachsene kennen), „Super-Junge“, ein Stück über verrückte Selbsteinschätzung, „Was alles so doof ist“ und natürlich die „Kotzekatze“ (mit Konrektors Stumpen, muss man sich mal wegtun):

Mir selber hat der Song „Müssen“ fast am Ende des Albums beim ersten Mal Hören fast ein Tränken ins Auge getrieben, weil man sich wirklich wieder erkennt.

Mir persönlich gefällt Kais Herangehensweise an das Thema „Musik für Kinder“ ausgesprochen gut. Anstatt bekannte Kinderlieder mehr oder weniger originell im hinlänglich bekannten Stil moderner Popmusik neu zu interpretieren wie es im Moment eine sehr erfolgreiche Reihe versucht, geht er einfach mit Spaß und offenem Blick an das Thema heran. So entsteht Musik, die man als Kind und auch als Erwachsener Ernst nehmen kann und die gleichzeitig auch Kinder ernst nimmt und dort abholt, wo sich Kinder im Alter von ca. 5 bis 10 befinden. Gerade wegen dieser Ernsthaftigkeit macht das Album großen Spaß, während oben erwähnte Reihe oft nur die fragwürdige Pädagogik alter Kinderlieder mit der Penetranz aktueller Popmusik zusammen bringt.

Respekt und vielen Dank dafür, Kai.

Entschleunigung

„Entschleunigung“ ist ein ein ziemlich ausgelutschtes Wort und wer mich kennt, weiß, dass ich in der Regel viel zu wenig Zeit habe, für all die Dinge, die mir täglich in den Kopf kommen. Nicht nur, dass ich ständig irgendwelche Ideen für Software habe, die ich unbedingt umsetzen muss, ich fahre auch noch gerne Fahrrad und insbesondere möchte ich Zeit mit meinen Jungens und meiner Frau verbringen.

Dazu kommen mindestens 40 Stunden Arbeit in der Woche, in der Regel mehr.

Mir kommt da in den letzten Wochen oftmals der Text eines neuen Liedes von Farin Urlaub, nämlich 3000 in den Sinn:

Ich hab nen neuen Anzug, neues Auto – und die alten Probleme
wie gut, daß ich Tabletten nehme
Überlebensstrategien für das dritte Jahrtausend

Farin Urlaub Racing Team – 3000

Wir möchten, dass unsere Kinder entsprechende Überlebensstrategien an die Hand bekommen und zwar nicht in Form von Tabletten.

Ich habe sicherlich 2, 3 Jahre gebraucht, zu verstehen, dass Förderung nicht gleich Forderung und Überförderung ist. Unser Großer geht seitdem er 1 Jahr alt ist in eine Kindertagesstätte bzw. seitdem er 2 ist, in einen regulären Kindergarten. Anfangs dachte ich noch, dass es wichtig ist, verschiedene Aktivitäten und Programme zusätzlich anzubieten, sei es alle möglichen Krabbelgruppen, Turnen, Schwimmen, Musik, was weiß ich.

Wir haben das relativ schnell sein gelassen und dabei festgestellt, dass es uns allen, insbesondere seitdem wir zu viert sind, besser geht. Wenn ich mir alleine für mich vorstelle, dass ich jeden Tag zusätzlich zur Arbeit noch Pflichttermine hätte, wird mir übel. Ohne Pause das Tempo hochhalten, jede Minute Input… So funktioniere ich nicht und ich glaube, dass Kinder so auch nicht funktionieren.

Der Große kann auch ohne Turngruppe wunderbar bis in die Wipfel von Bäumen klettern, er kann auch ohne mathematisch Frühförderung die Zahlen bis ca. 20 (und zwar auch addieren, sowas lernt man halt, wenn man ab und zu mal selber bezahlen darf) und viele andere Dinge mehr.

Ganz nebenbei fällt dann auch mehr Freizeit ab. Mehr Zeit, um einfach zu Hause zu sein und Zeugs oder auch mal nichts zu machen. Sich zu langweilen.

Damit finde ich zum Anfang zurück. Früher habe ich immer ganz gerne von mir gesagt, dass ich nicht wüsste, was Langeweile ist. Mittlerweile nehme ich das zurück. Die korrekte Aussage müsste lauten: Ich kann mich nicht langweilen, ich ertrage es nicht, einfach nur mal nichts zu machen. Dabei ist genau das extrem wichtig, für Erwachsen und gerade auch für Kinder.

Warum ich diesen Text zu Beginn der Weihnachtszeit schreibe? Weil Anfang Dezember für mich der schlimmste Monat im Jahr ist, insbesondere, seitdem die Kinder da sind. Die wöchentlichen oder gar täglichen Termine häufen sich, es fängt mit dem Geburtstag vom Großen an, geht nahtlos in Nikolaus, diverse Weihnachtsfeiern und Weihnachtsvorbereitung, Weihnachtsbesuchen etc. über. Seit 5 Jahren bekommen wir regelmäßig die Quittung dafür: Spätestens in der zweiten Dezemberwoche sind wir alle krank: Aufregung, Stress und wenig Zeit, einfach Familie sein zu können tun zusammen mit Wetterumschwung und der Dunkelzeit ihr Werk.

Aktueller Stand: Ich habe Ohr, die Frau Ohr und Nase, die Kinder beide Hals (Mittelohrentzündung, Schnupfen, Husten).

Ich freue mich jetzt schon darauf, spätestens mit dem 2. Weihnachtstag mit meiner Familie irgendwo zu Hause zu sitzen und einfach nichts zu machen:

Schon fünf

IMG_3206.JPGMein lieber fünfjähriger Anton,

schön, dass es Dich gibt. Als Du vor fünf Jahren geboren wurdest, hatte ich nur eine grobe Vorstellung davon, wie ein Leben mit Dir sein könnte. Jetzt kann ich mir gar nicht mehr vorstellen, wie das Leben ohne Dich war.

Durch Dich lernen wir so viel, denn Du bist wissbegierig und stellst viele Fragen. Wie gut, dass es da das Internet gibt, denn manchmal wäre ich sonst sehr aufgeschmissen. 😉

Du redest gerne, viel und oft wie ein Großer, benutzt Worte, die mich manchmal zum schmunzeln und oft zum staunen bringen. Klugscheißer und Besserwisser sind für Dich keine Schimpfworte. Das bist Du gerne und mit Stolz.

Du spielst gerne mit grösseren Kindern, bist Kleineren gegenüber aber immer sehr hilfsbereit und freundlich. Dein kleiner Bruder vergöttert und liebt Dich. Du erträgst es nicht, wenn er weint und tust alles, damit er wieder lachen kann.

Am meisten liebst Du im Moment Dein Lego und den Tiptoi. Wenn Dir langweilig ist, hast Du Hummeln im Po, aber wenn Du in Deiner Welt versinken kannst, dann kannst Du genauso gut mehrere Stunden still Dich mit Dir beschäftigen. Spannende Filme findest Du toll, zuletzt schauten wir Ronja Räubertochter gemeinsam. Die Maus schaust Du gerne jede Woche, aber ansonsten fragst Du selten nach Fernsehen. Dafür umso mehr nach Hörspielen. Im Moment hörst Du mit Faszination die unendliche Geschichte.

In Deiner Freizeit machst Du gerade das Seepferdchen und gehst in die 2. Musikschulklasse. Beides macht Dir unheimlich Spaß. Ansonsten spielst Du gerne mit Deinen Freunden. Am liebsten mit Jonas, Erik und Mats.
Du malst gerne und bastelst in letzter Zeit oft auch alleine kleine Geschenke für uns.

Geschenke sind Dir sehr wichtig. Du gibst gerne und teilst mit allen. Damit zeigst Du uns, wie sehr Du uns magst. Manchmal mag ich ein Geschenk gar nicht annehmen, weil ich weiss, wie viel es Dir bedeutet hat. Wenn man ein Geschenk jedoch nicht annimmst, bist Du todtraurig, also tue ich es trotzdem und schmuggle es nach einiger Zeit wieder unter Dein Spielzeug. 🙂 Ich hoffe, Du nimmst mir das nicht übel.

Hab ein schönes neues Lebensjahr. Wir lieben Dich.