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„Das ist aber toll, dass Du zu Hause bleibst…“

„…aber mann muss auch einen Arbeitgeber haben, der das mitmacht.“

Worum geht es? Kinderbetreuung und moderne, zeitgemäße Arbeitsverhältnisse. Seitdem Christina wieder arbeiten geht (unter dem Titel „Vereinbarkeit von Familie und Beruf“ schreibt sie mehr darüber), bleibe ich einen Tag der Woche morgens bis ca. 14 Uhr zu Hause und betreue den jüngsten Sohn, der noch nicht im Kindergarten ist.

Bis jetzt hat mir das sehr viel Spaß gemacht, mehr noch als damals mit dem älteren Sohn, der morgens in einer privaten Kindertagesstätte war und den ich nachmittags betreute (Müde / erschöpfte Kinder sind halt einfach anstrengender…).

Wie auch vor 4 Jahren wundere ich mich, wie meine Frau das alles zu Hause schafft. Natürlich sieht man, dass in unserem Haus 4 Menschen wohnen, aber es ist sauber, meistens ca. 5 Minuten am Tag aufgeräumt (bis eines der Kinder die Entropie wieder herstellt) und saubere Wäsche und zu Essen haben wir auch immer. Aber darum soll’s gar nicht gehen.

Wegen einiger Vorfälle im Kindergarten beschlossen wir heute, dass der Große einfach auch mit mir zu Hause bleibt. Nachdem ich Christinas kleinen Laufzettel abgearbeitet hatte, verbrachten wir zu dritt einen wunderbaren Morgen, auch draußen.

Und wieder hörte ich obigen Satz von einer anderen Mutter: „Das ist aber toll, dass Du zu Hause bleibst, aber da braucht man auch einen Arbeitgeber, der das mitmacht.“ Ja, das ist richtig. Aber vielleicht braucht es auch noch mehr. Der Partner muss es auch wollen. Ich mache das gerne, es hat mir beim ersten Kind enorm viel gebracht und ich merke es jetzt auch wieder, dass es mir als Mensch gut tut und auch meiner Beziehung zu meinem Jüngsten. Auf was muss ich denn verzichten? Auf eventuell noch mehr Gehalt gekoppelt an noch weniger Freizeit. Auf Personalverantwortung (die ich zu Hause schon zu genüge habe und die ich davon abgesehen aus mehreren Gründen gar nicht haben möchte).

Ich bewundere meine Frau, die es weit besser schafft als ich, in allen möglichen Stresssituationen Gelassenheit zu wahren, die es schafft, beide Kinder zu fördern und ihnen ein schönes zu Hause zu geben, dabei zu Hause arbeitet, ins Büro geht und auch noch Sport macht.

Nur als Gedankenspiel: „Das ist ja toll, dass Du ins Büro gehst, aber da brauchst Du auch einen Partner, der das mitmacht.“

Vereinbarkeit von Familie und Beruf

Nach der Geburt von Anton blieb ich knapp 13 Monate zuhause. Danach ging ich 2 volle Tage wieder Teilzeit in der Elternzeit arbeiten. Ein U3 Platz in einer von der Stadt geförderten Kita war utopisch (damals gab es noch keinen Rechtsanspruch), eine Tagesmutter bzw. private Einrichtungen wurden von der Stadt Aachen nicht bezuschusst. Also überlegten wir uns ein Modell, in dem Anton 2×5 Stunden in der Woche in eine private Kita ging und den Rest der Zeit durch Michael betreut wurde. Er arbeitete also 5 Stunden im Homeoffice, betreute anschliessend das Kind und arbeitete nach dem Abendessen, wenn Anton im Bett bzw. ich mich kümmern konnte weiter von zuhause.

Bei dieser Lösung war es gerade noch so, dass man ein wenig Plus machte durchs arbeiten gehen. Aber ums Geld verdienen ging es dabei weniger. Für mich war es schön, etwas anderes zu machen, auch wenn die Lösung aufgrund meines Aufgabenbereiches nicht optimal war.

Das Modell war natürlich nur möglich, weil Michaels Arbeitgeber so flexibel bzgl. der Arbeitszeiten war. Eine Stundenreduzierung war nicht notwendig. Die Enerko wurde für diese Flexibilität und auch die Möglichkeit, dass Kind auch mal mit in das Büro zu bringen, später mit dem „Prädikat Familienfreundlich“ von der Stadt Aachen ausgezeichnet.

Als Anton mit 2 Jahren einen Kindergartenplatz in der ev. Tagesstätte bekam, endete meine Elternzeit und ich reduzierte meinen 40 Stundenvertrag auf einen 25 Stundenvertrag mit 5×5 Stunden. Dies passte gut zu den Abholzeiten im KiGa und auch besser zu meinen Aufgaben in der Firma.

Als ich mit Oskar schwanger war, war mir direkt klar, dass ich nicht möchte, dass er schon mit einem Jahr fremd betreut wird. Daher suchten wir eine Lösung, die sowohl die Kinderbetreuung durch Michael und mich gewährleistete, als auch ein wenig Arbeitsmöglichkeit für mich bot.

Michael wollte bei Oskar auch einen Teil der Betreuung übernehmen und so fahre ich nun einen halben Tag in die Firma und arbeite einen weiteren halben Tag von zuhause. Wenn ich in der Firma bin, betreut Michael Oskar. Wir geben uns nach meiner Arbeit die Klinke in die Hand, er fährt zu seiner Firma und arbeitet dort. Dies bedeutet zwar, dass wir kein gemeinsames Abendessen und auch keine gemeinsame Zeit an diesem Tag haben, trotzdem ist es eine schöne Lösung, da auch er keinen kompletten Tag in der Firma fehlt. Ich kann dann abends ebenfalls ca. 2 Stunden von zuhause weiterarbeiten. Den Rest erledige ich an einem anderen Abend. Da Oskar nur ca. eine Stunde am Mittag schläft, lohnt es nicht nicht, dieses Zeit dazu zu nutzen. Die Wochenenden will ich auch lieber als Familie zusammen sein.

Wenn er 2 wird, soll auch er in die Kita kommen und dann wird wieder alles anders…

Ich finde es super, dass sowohl mein als auch Michaels Arbeitgeber sich darauf einlässt, Arbeitszeiten und Arbeitsort an die Bedürfnisse der Arbeitnehmer anzupassen, damit die Vereinbarkeit von Familie und Beruf machbar ist.