„Entschleunigung“ ist ein ein ziemlich ausgelutschtes Wort und wer mich kennt, weiß, dass ich in der Regel viel zu wenig Zeit habe, für all die Dinge, die mir täglich in den Kopf kommen. Nicht nur, dass ich ständig irgendwelche Ideen für Software habe, die ich unbedingt umsetzen muss, ich fahre auch noch gerne Fahrrad und insbesondere möchte ich Zeit mit meinen Jungens und meiner Frau verbringen.
Dazu kommen mindestens 40 Stunden Arbeit in der Woche, in der Regel mehr.
Mir kommt da in den letzten Wochen oftmals der Text eines neuen Liedes von Farin Urlaub, nämlich 3000 in den Sinn:
Ich hab nen neuen Anzug, neues Auto – und die alten Probleme
wie gut, daß ich Tabletten nehme
Überlebensstrategien für das dritte Jahrtausend
Farin Urlaub Racing Team – 3000
Wir möchten, dass unsere Kinder entsprechende Überlebensstrategien an die Hand bekommen und zwar nicht in Form von Tabletten.
Ich habe sicherlich 2, 3 Jahre gebraucht, zu verstehen, dass Förderung nicht gleich Forderung und Überförderung ist. Unser Großer geht seitdem er 1 Jahr alt ist in eine Kindertagesstätte bzw. seitdem er 2 ist, in einen regulären Kindergarten. Anfangs dachte ich noch, dass es wichtig ist, verschiedene Aktivitäten und Programme zusätzlich anzubieten, sei es alle möglichen Krabbelgruppen, Turnen, Schwimmen, Musik, was weiß ich.
Wir haben das relativ schnell sein gelassen und dabei festgestellt, dass es uns allen, insbesondere seitdem wir zu viert sind, besser geht. Wenn ich mir alleine für mich vorstelle, dass ich jeden Tag zusätzlich zur Arbeit noch Pflichttermine hätte, wird mir übel. Ohne Pause das Tempo hochhalten, jede Minute Input… So funktioniere ich nicht und ich glaube, dass Kinder so auch nicht funktionieren.
Der Große kann auch ohne Turngruppe wunderbar bis in die Wipfel von Bäumen klettern, er kann auch ohne mathematisch Frühförderung die Zahlen bis ca. 20 (und zwar auch addieren, sowas lernt man halt, wenn man ab und zu mal selber bezahlen darf) und viele andere Dinge mehr.
Ganz nebenbei fällt dann auch mehr Freizeit ab. Mehr Zeit, um einfach zu Hause zu sein und Zeugs oder auch mal nichts zu machen. Sich zu langweilen.
Damit finde ich zum Anfang zurück. Früher habe ich immer ganz gerne von mir gesagt, dass ich nicht wüsste, was Langeweile ist. Mittlerweile nehme ich das zurück. Die korrekte Aussage müsste lauten: Ich kann mich nicht langweilen, ich ertrage es nicht, einfach nur mal nichts zu machen. Dabei ist genau das extrem wichtig, für Erwachsen und gerade auch für Kinder.
Warum ich diesen Text zu Beginn der Weihnachtszeit schreibe? Weil Anfang Dezember für mich der schlimmste Monat im Jahr ist, insbesondere, seitdem die Kinder da sind. Die wöchentlichen oder gar täglichen Termine häufen sich, es fängt mit dem Geburtstag vom Großen an, geht nahtlos in Nikolaus, diverse Weihnachtsfeiern und Weihnachtsvorbereitung, Weihnachtsbesuchen etc. über. Seit 5 Jahren bekommen wir regelmäßig die Quittung dafür: Spätestens in der zweiten Dezemberwoche sind wir alle krank: Aufregung, Stress und wenig Zeit, einfach Familie sein zu können tun zusammen mit Wetterumschwung und der Dunkelzeit ihr Werk.
Aktueller Stand: Ich habe Ohr, die Frau Ohr und Nase, die Kinder beide Hals (Mittelohrentzündung, Schnupfen, Husten).
Ich freue mich jetzt schon darauf, spätestens mit dem 2. Weihnachtstag mit meiner Familie irgendwo zu Hause zu sitzen und einfach nichts zu machen: